Die Kritik und der Widerstand gegen die staatlich-kapitalistische Klima- und Verkehrspolitik ist mittlerweile allgegenwärtig. Massenorganisationen wie Fridays-For-Future und extinction rebellion, aber auch Aktionbündnisse wie die Letzte Generation oder Ende Gelände erfreuen sich einer großen Beteiligung, wie auch einer hohen medialen Aufmerksamkeit.
Beispiele hierfür sind etwa Aktionen und Besetzungen gegen umweltzerstörende Projekte wie die Abholzung des Hambacher Forsts oder dem Abriß des Ortes Lützerath, der dem Kohleabbau durch den RWE-Konzern weichen soll. Eine weitere Waldbesetzung im hessischen Dannenröder Forst richtete sich gegen den Ausbau der A49. Jüngst gab es eine Waldbesetzung durch die Initiative Tesla stoppen, die sich gegen die Abholzung und Einverleibung eines Waldgeländes durch den Tesla-Konzern in Grünheide bei Berlin wendet und sich gegen die Greenwashing-Strategie der E-Automobil-Industrie richtet.
Nachdem die Vereinnahmung und Abspeisung der Aktivist*innen mit reformistischen Angeboten misslang wurde jedoch auch bald deutlich, dass der Staat die Kritik durch massive Repressionen bis hin zum Terrorismusvorwurf unterdrückt.
Auch der Widerstand gegen die A33 in den 1990er Jahren stand nicht alleine: Mehrere Jahre lang wehrte sich das Hüttendorf ANATOPIA gegen die Daimler-Benz-Teststrecke im Papenburger Moor. Darüber hinaus gab es in den 1990er Jahren weitere (kleinere) Besetzungen an der ‚Küstenautobahn‘ A20, deren Ausbau bis heute Stückwerk geblieben ist, sowie an der A14 und A17.
Weiterhin dauert der Kampf gegen die A33 an. So gab es seit 2022 die Waldbesetzung „Waldi45“ auf der geplanten Autobahntrasse bei Rulle. Diese wurde Anfang 2024 aufgegeben.
Zum Weiterlesen:
Widerstand gegen die A33:
- Weiterführende Chronik übers Anti-A33-Hüttendorf mit Bildergalerien und Pressespiegel:
https://www.huettendorf.de/ - Website der Waldbesetzung „Waldi45“: https://waldi45.blackblogs.org/
- Jacob, Johannes: „Kreativ, vielfältig und gewaltfrei“ – Der Widerstand gegen den Bau der Autobahn A33.
In: Erinnerungen an bewegte Zeiten. Mobilisierung und politischer Aufbruch in Georgsmarienhütte 1970 bis 1990. Georgsmarienhütte: Eigenverlag [2021], S. 154-157.
Zur aktuellen Diskussion:
- Besetzt: Geschichte der Wald- und Wiesenbesetzungen gegen neue Verkehrsprojekte (Projektwerkstatt)
https://projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=43&p=21230 - Kampf um Lützerath (Eigenverlag: 2023, Broschüre)
https://exil.noblogs.org/post/2023/04/03/kampf-um-luetzerath-die-broschuere/ - umsGanze – Kommunistisches Bündnis: Nichts ist unmöglich – Über den Automobilen Kapitalismus und sein Ende (2. Auflage) Eigenverlag: 2021.
https://www.umsganze.org/wp-content/uploads/2021/07/Ums-Ganze-Nichts-ist-unmo%CC%88glich-Automobilita%CC%88t.pdf - Antifa AK Köln: Zur imperialen Dimension des automobilen Kapitalismus (2. Auflage) Eigenverlag: 2023
https://antifa-ak.org/wp-content/uploads/2022/08/Zur-imperialen-Dimension-des-automobilen-Kapitalismus-2Auflage.pdf - Wolf, Winfried: Tempowahn. Vom Fetisch der Geschwindigkeit zur Notwendigkeit der Entschleunigung. Wien: Promedia, [2021].
- Waßmuth, Carl; Wolf, Winfried: Verkehrswende. Ein Manifest. Köln: PapyRossa Verlag, [2020].
- Wolf, Winfried: Verkehr – Umwelt – Klima. die Globalisierung des Tempowahns. 2., vollständig überarb. und aktualis. Aufl. Wien: Promedia, 2009.
Zur Diskussion in den 1980er und 1990er Jahren:
- Wolf, Winfried: Sackgasse Autogesellschaft. Höchste Eisenbahn für eine Alternative. 3., neubearb. Aufl. Köln: ISP, 1993.
- Wolf, Winfried: Eisenbahn und Autowahn. Personen- und Gütertransport auf Schiene und Straße – Geschichte, Bilanz, Perspektiven. Hamburg [u.a.]: Rasch und Röhring, 1992.
- Wolf, Winfried: Auto-Krieg. Konzerne rüsten für die Zukunft. Hamburg: Konkret Literatur Verlag, 1986.
Beispiel: Hüttendorf ANATOPIA in Papenburg
Von 1991 bis zur Räumung 1995 leistete das Hüttendorf ANATOPIA im Papenburger Moor Widerstand gegen eine geplante Mercedes-Benz-Teststrecke. Auch hier wurde versucht, ein umweltzerstörerisches und militärisches Großprojekt eines Weltkonzerns zu verhindern. Die Teststrecke nimmt 1998 ihren Betrieb im Emsland auf, nachdem der Widerstand der örtlichen Bevölkerung das Projekt am vorher geplanten Standort im baden-württembergischen Boxberg verhinderte.
Zum Weiterlesen:
- Anatopia auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Anatopia
- Besetzt: Geschichte der Wald- und Wiesenbesetzungen gegen neue Verkehrsprojekte (Projektwerkstatt)
https://www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=1&p=21230
Dokumente:
Plakat
„Anatopia – der Widerstand geht weiter“
Kleine Geschichte des Widerstands
1987-1993
radikal Nr. 148, S. 71
11/1993
Presseerklärung zur Räumung
07.01.1995
Zweite Presseerklärung zur Räumung
07.01.1995
Lingener Tagespost, Kreis Emsland
09.01.1995
Demoaufruf Hannover
13.01.1995
UnfassbA Nr. 16/17, S. 28-31
6. Jahrgang April 1995