Hüttendorf gegen die A33 (1993-2000)
Bereits in 1990er Jahren und auch davor gab es Widerstand gegen umweltzerstörerische kapitalistische Großprojekte. Ihre Aktionsformen und Ziele, wie auch ihre Aufrufe und Erklärungen sind mittlerweile in Vergessenheit geraten. Deshalb haben wir damit begonnen auf einen Teil ihrer Veröffentlichungen, auf die Hintergründe und ihre Entwicklung hinzuweisen.
Ende April 1993 beginnt mit der Trassenbesetzung bei Dissen-Erpen im Landkreis Osnabrück ein Abschnitt im langen Kampf gegen den Bau der Autobahn 33 (kurz A33). Die Aktivist*innen errichten ein Camp, Voraussetzung um als Anlaufstelle und Kommunikationspunkt die Basis des Widerstands zu verbreitern und mehr Menschen für ihre Aktionen zu gewinnen. Ihre Kritik und ihr Kampf wendet sich gegen die „totale Automobilisierung“. Dabei führen die Diskussionen gleichzeitig über den engen Rahmen der Verkehrspolitik hinaus, sind konfrontiert mit juristischen Verfahrens- und Repressionsfragen, nachdem die Gerichte den Autobahnbau für rechtskräftig erklärt haben. Neben der Organisierung des Widerstands treten die Hintergründe einer Verkehrspolitik in den Vordergrund, die auf der Verflechtung der Interessen von Auto-, Militär- und Mineralölkonzern beruht und die gesellschaftlichen Beziehungen allgegenwärtig prägt. Die Besetzer*innen führen eine Widerstandstradition fort, die Anfang der 1980er Jahre bereits begonnen hatte, als in der Umgebung von Osnabrück ebenfalls ein Hüttendorf errichtet wurde und eine mehrmonatige Bauverzögerung der Bauarbeiten erreicht werden konnte.
Neben zahlreichen Besetzungsaktionen und Räumungen auf der projektierten Autobahntrasse und der Errichtung mehrerer Hüttendörfer wurden Demos und Blockaden, Straßenfeste und Soli-Konzerte, Sternfahrten und „reclaim-the-streets“-Aktionen organisiert, fanden militante Angriffe auf Baufirmen und ihre Infrastruktur, wie auch auf Autohäuser statt.
Wir wollen mit Dokumenten aus dieser Zeit die Aktionen und Orte des Widerstands gegen die A33 kenntlich machen, der bis in die Gegenwart reicht.
Dabei beschränken wir uns zunächst auf die Zeit von 1993 – der ersten Besetzung in Dissen-Erpen – bis zur Beinahe-Auflösung des Hüttendorfes im Jahr 2000. Die weitere Entwicklung bis zur Räumung 2005 und darüber hinaus wäre also noch zu dokumentieren. Auch sind wir uns bewusst, dass die von uns bislang zusammengetragene Dokumentation zwangsläufig unvollständig bleiben muss.
Wir freuen uns daher über zusätzliche Infos und Dokumente über den Widerstand gegen die A33, mit denen wir diese Dokumentation erweitern können. Kontaktiert uns gerne (auch verschlüsselt).